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Predigten

Christtag - Natale 2023

Bischof Ivo Muser

Bozner Dom

Montag, 25. Dezember 2023 (Weihnachten)

Liebe weihnachtliche Festgemeinschaft hier im Dom von Bozen, liebe Mitfeiernde über Rai Südtirol und über Radio Grüne Welle! Cara comunità in festa qui nel duomo di Bolzano e voi tutti collegati con noi attraverso RAI Alto Adige e Radio Sacra Famiglia!

Pünktlich zum 1. Adventssonntag habe ich einen Brief bekommen von einem Bürgermeister unseres Landes. Er schreibt darin, dass es ihn ungemein störe, dass man mit dem Aufstellen der Christbäume schon in der Woche nach Allerheiligen beginne, dass man mit der Eröffnung der Weihnachtsmärkte nicht einmal mehr den Advent abwartet. Besonders heuer, mit der kürzesten Adventszeit, sei das aufgefallen: Man beginnt einfach zehn Tage früher, damit ja das Geschäft nicht zu kurz kommt. Er macht sich in seinem Brief so sehr Luft, dass er am Ende vorschlägt: Die Kirche sollte Weihnachten abschaffen. Er fügt dann aber gleich dazu: Aber auch das würde nichts nützen, weil die Kirche keine Deutungshoheit mehr über Weihnachten hat und weil das Fest schon lange aus der Kirche ausgewandert sei. Seinen Brief schließt er mit einem Zitat, das er auf einem Kalender gefunden habe: „In den ersten Jahrhunderten nach Christi Geburt gab es überzeugte Christen, obwohl sie noch nicht Weihnachten gefeiert haben. Jetzt feiern alle Weihnachten und wollen nicht mehr Christen sein“. Soweit dieser Brief, wohlgemerkt nicht der Brief eines Pfarrers, sondern eines Bürgermeisters.

Ich lasse diesen Brief so stehen, in der Hoffnung, dass er uns begleitet und uns herausfordert zu einer persönlichen Antwort darauf.

Wir feiern Weihnachten! In der Mitte des christlichen Weihnachtsfestes steht die Aussage, die heute in allen katholischen Kirchen der Welt verkündet wird: „Und das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt“ (Joh 1,14).

Gott wird Mensch: Das gibt es in keiner anderen Religion. In diesem Juden, der als Kind von Betlehem geboren und als Jesus von Nazareth gekreuzigt wird, ist Gott selber in diese Welt hereingetreten. Kein anderer Mensch vor ihm und kein anderer Mensch nach ihm stehen in einer solchen Beziehung zu Gott wie er. Das ist das Neue und das Unterscheidende des christlichen Glaubens: Gott und die Welt, Gott und der Mensch sind für immer aufeinander bezogen durch das Wort, das unter uns wohnen will.

Gott ist nicht in seinem Himmel geblieben; er ist in Jesus in unsere menschliche Geschichte eingetreten. Hier hat er gelebt. Hier hat er gelitten. Es gibt keine Situation und keinen Ort mehr, wo er nicht da ist. Ein Weihnachten ohne das Geburtstagskind gibt im letzten nichts her. Ein Weihnachten mit dem Geburtstagskind schenkt uns eine Hoffnung, die nicht mehr sterben kann. Dieses Weihnachten darf nicht ausfallen!

Es bleibt meine feste Überzeugung, sonst wüsste ich nicht, warum wir heute feiern sollten: Ohne Weihnachten, das heißt: ohne Jesus, wäre unsere Welt eine andere, viel trostloser, unbarmherziger, kälter und hoffnungsloser. Möchten wir eine solche Welt?

“E il Verbo si fece carne e venne ad abitare in mezzo a noi“ (Gio 1,14). Questo è il Natale cristiano. Dio non è muto né resta senza parole, non si ritira in sé stesso e non si occupa di sé stesso. È un Dio che ci rivolge la sua Parola.

Natale, è dunque, anche un invito sempre nuovo di riflettere sulle nostre parole. Lo sappiamo: le parole hanno una forza tutta propria. Ci restano impresse, ci colpiscono, ci influenzano, attraverso di esse esprimiamo noi stessi. Le parole possono consolare ma anche demolire; possono costruire ponti, ma anche distruggerli. Le parole possono unire, ma anche impedire ogni relazione. Non solo gli sguardi, ma anche le parole possono annientare e uccidere. Accanto a tante buone opportunità di rapportarsi con il prossimo, i media ci forniscono anche strumenti con cui le persone attraverso le parole – spesso persino vili e anonime – attaccano altre persone, le mettono alla gogna, le denigrano e le emarginano sul piano sociale. Questa realtà avvelena le relazioni sociali, politiche e personali!

Già tante volte ho espresso la mia preoccupazione per l’abbrutimento del linguaggio. Auguro a tutti noi di poter trovare parole aperte, oneste e sincere l’uno per l’altro, e non parole che feriscono e distruggono ponti. Auguro a tutti, nella sfera familiare e personale, ma anche nelle nostre relazioni pubbliche, sociali e politiche, di saper scegliere bene le parole. Una scelta ponderata che crea legami, nel rispetto del legittimo pluralismo della società, nel quale ci riconosciamo all’interno di una democrazia. Mi auguro una presa di distanza dalle parole aggressive che attizzano paure: nell’immediato trovano il consenso, talvolta perfino l´applauso, ma non aiutano a porre ciò che unisce al di sopra di ciò che divide. Auguro a tutti noi di usare parole che non fomentino l’invidia, che non mettano i gruppi sociali in contrapposizione tra loro, ma che invece possano dissipare e cancellare le paure.

Resta importante usare il linguaggio in modo responsabile. Il linguaggio populista non si limita a cogliere le preoccupazioni della gente, ma spesso è anche al servizio dei pregiudizi e rafforza le paure. La convivenza dei singoli e della comunità intera non è possibile senza autocontrollo e autodisciplina.

Nein, das christliche Weihnachten darf nicht ausfallen! Dabei geht es um einen weihnachtlichen Perspektivenwechsel: Gott ist an Weihnachten nicht „mehr“ geworden, sondern „weniger“! Und dieses Herabsteigen, dieses Menschwerden für uns entlastet und rettet – wenn wir es wollen und zulassen. Nicht die Mentalität eines ständigen „Mehr“ in unserer Lebensart, in unserem Konsumverhalten, in unseren Forderungen wird uns retten. Ohne das „Weniger“, das uns Gott an Weihnachten vormacht, ohne persönlichen Verzicht und ohne die Bereitschaft zum Verzicht auf vielen Ebenen des wirtschaftlichen, sozialen und politischen Lebens haben wir keine gute Zukunft vor uns. Materieller Wohlstand allein, das erleben wir zunehmend, macht nicht glücklicher und zufriedener. Weihnachten stellt uns die Frage: Brauchen und wollen wir noch den Retter, der die Mitte dieses einzigartigen Festes ist, oder erwarten wir die Rettung von unserem Streben nach mehr und noch mehr?

A Natale non festeggiamo il simpatico compleanno di un bambino, ma il nostro Dio che nel bimbo di Betlemme e lungo tutta la vita di Gesù ha toccato la terra: questo dono natalizio deve diventare per noi cristiani un compito di Natale. S. Agostino ci esorta: “Senza l´amore siamo un peso per noi stessi, attraverso l´amore ci portiamo l´un l´altro.” Buon Natale di cuore, ricco di senso, speranza, fiducia, solidarietà, compassione e pace!

Weihnachten darf nicht ausfallen, weil es um unsere gemeinsame Zukunft geht, um verbindende Werte in unserer Gesellschaft, um die Würde eines jeden Menschen. Weihnachten darf nicht ausfallen, weil es um Jesus geht, der unserem Leben und auch unserem Sterben Halt, Hoffnung, Orientierung und ein großes Ziel schenkt. Gesegnete, hoffnungsvolle, sinnstiftende, friedvolle und beziehungsreiche Weihnachten.

Bon Nadel a duc. Bun Nadè de cör a döta la jent ladina.