Das Gedenken an Josef Mayr-Nusser, der für seine mutige Verweigerung des SS-Eids auf Hitler sein Leben ließ, steht seit Jahren ganz im Zeichen der Zivilcourage. Die Kernbotschaft ist klar: Mut und Gewissen sind zeitlose Werte, die jeder Generation als Vorbild dienen können. Insbesondere richtet sich das diesjährige Gedenken an junge Menschen, hat sich erstmals über mehrere Termine erstreckt und endete gestern, am 79. Todestag von Josef Mayr-Nusser, mit einem Poetry-Slam- Wettbewerb im Bunker in Bozen/Gries.
Bunker bis auf den letzten Platz gefüllt
Bereits eine halbe Stunde vor dem eigentlichen Beginn musste gestern der Einlass zum Bunker in der Fagenstraße geschlossen werden, da der Saal bis auf den letzten Stehplatz gefüllt war. 12 Poetry-Slammerinnen und -Slammer, 8 aus Südtirol und 4 aus der Bozner „Mayr-Nusser-Partnerstadt“ Erlangen, haben ihre Texte zum Thema Zivilcourage vorgetragen. Anja de Falco hat den Poetry Slam moderiert, Gabriel Demetz hat ihn mit stimmungsvollen Stücken auf der Steirischen Harmonika untermalt.
Olivia Kaufmann gewinnt Poetry Slam: Inhaltlich stark, sprachlich ausgefeilt
Mit zum Teil sehr persönlichen Erfahrungen und mit verschiedensten Stilmitteln näherten sie sich dem komplexen Thema an und zeigten auf, wie wichtig Mut und Engagement vor dem Hintergrund von Krieg und Klimakrise, aber auch in alltäglichen zwischenmenschlichen Situationen, gerade in der heutigen Gesellschaft ist. Wie beim Poetry-Slam üblich, wurde die Siegerin vom Publikum gekürt: Olivia Kaufmann konnte dabei durch ihren inhaltlich starken und sprachlich ausgefeilten Vortrag überzeugen.
Bischof und Landeshauptmann von Texten beeindruckt
Die Ehrengäste, Bischof Ivo Muser und Landeshauptmann Arno Kompatscher, sprachen allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern ein großes Lob aus. Durch ihre Texte - sagte der Landeshauptmann - hätten Sie Mut gemacht, das Gefühl der Ohnmacht zu angesichts der großen Herausforderungen zu überwinden und sich für eine bessere Welt zu engagieren. Auch Bischof Ivo Muser zeigte sich beeindruckt von den Texten der jungen Poetry-Slammer. Josef Mayr-Nusser habe mit seinem Leben bezeugt, wie wichtig es sei, das Gewissen zu bilden, was ein Ja zum Gott der Liebe und Ja zu den Menschen bedeutet, sagte der Bischof.
Bunker als besondere Location
Die Aufführungen fanden im Bunker "H" statt, einem ehemaligen Wehrmachtsbunker. Viele Besucher zeigten sich besonders beeindruckt vom Veranstaltungsort. Der Bunker sei ein Zeitzeugnis aus dem Zweiten Weltkrieg, als Bozen im Krieg bombardiert wurde und erinnere daran, wie viele Menschen gerade heute schutzlos dem Wahnsinn des Krieges ausgeliefert seien, sagte Gino Bombonato von der Genossenschaft Talia, die den Bunker führt.