Das Gedenken an Josef Mayr-Nusser, der für seine mutige Verweigerung des SS-Eids auf Hitler sein Leben ließ, steht auch 2023 wieder ganz im Zeichen der Zivilcourage. Die Kernbotschaft ist klar: Mut und Gewissen sind zeitlose Werte, die jeder Generation als Vorbild dienen können. Insbesondere richtet sich das diesjährige Gedenken an junge Menschen und erstreckt sich erstmals über mehrere Termine, beginnend mit dem heutigen kirchlichen Gedenktag bis hin zu seinem Todestag am 24. Februar, an dem ein Poetry Slam im Luftschutzbunker aus dem Zweiten Weltkrieg in der Fagenstraße in Bozen/Gries ausgetragen wird.
Ein Poetry-Slam ist ein Wettbewerb, bei dem die Teilnehmenden vor Publikum und Jury selbst verfasste Texte vortragen. „Der Bunker in der Bozner Fagenstraße ist ein symbolträchtiger Austragungsort. Er wurde während der nationalsozialistischen Besetzung von der Wehrmacht angelegt und diente in der Kriegszeit militärischen Zwecken. Wir tragen das Zeugnis der Zivilcourage von Josef Mayr-Nusser in den Bunker und unterstreichen somit die bleibende Notwendigkeit des Widerstandes gegen jede Form der Ungerechtigkeit und Ausbeutung von Mensch und Umwelt“, erklärte Reinhard Demetz heute nach dem Gedenkgottesdienst bei der Lesung von Texten von Mayr-Nusser im Bozner Kolpinghaus. Seelsorgeamtsleiter Demetz koordiniert Plattform "Gedenktag Josef Mayr-Nusser". Diese ist ein freier, informeller Zusammenschluss von 14 Organisationen, die sich zum Ziel setzt, jährlich den Gedenktag des Seligen Josef Mayr-Nusser zu begehen.
Der heutige Gedenktag begann um 7.30 Uhr mit einem Gedenkmoment in der Waldkirche von Lichtenstern am Ritten. Danach folgte um eine zweisprachige Messe im Bozner Dom.
Bei einer szenischen Lesung von Nicola Benussi im Bozner Kolpinghaus wurden Texte von Josef Mayr-Nusser gewissermaßen am Originalschauplatz in die Gegenwart geholt. Benussi hatte nämlich Abschnitte aus Reden ausgewählt, die Josef Mayr-Nusser seinerzeit am Veranstaltungsort, d.h. im Josefssaal des Kolpinghauses, gehalten hat. Nicola Benussi hat sich in seiner theatralischen Laufbahn wiederholt mit Josef Mayr-Nusser beschäftigt und besticht durch kraftvolle und poetische Interpretationen der Texte in italienischer Sprache. „Josef Mayr-Nusser ist ein herausragender Zeuge von Glauben und Zivilcourage und verbindet mit seiner Botschaft auch die Sprachgruppen in Südtirol“, ist Reinhard Demetz überzeugt.
Die heutige Lesung war gewissermaßen der Auftakt der literarischen Auseinandersetzung mit dem Thema Zivilcourage. Weiter geht es am 25. November mit einem Poetry Slam-Workshop für Jugendliche, der von Alex Giovanelli geleitet wird, wie Elisa Plaikner, 3. Landesleiterin der SKJ, erklärte. Oberschülerinnen und Oberschüler sollen dabei ermutigt werden, ihre Gedanken und Ideen zum Thema Zivilcourage auszudrücken.
Am 24. Februar dann der Höhepunkt: Am Todestag des Seligen Josef Mayr-Nusser findet ein Wettbewerb im klassischen Poetry-Slam-Format im Bunker der Fagenstraße statt. Hier können Jugendliche ab der 1. Oberschule ihre Texte präsentieren. Die Veranstaltung in der Kulisse des Wehrmachtsbunkers steht allen Interessierten offen. Eine Anmeldung unter seelsorge.pastorale(at)bz-bx.net ist aus organisatorischen Gründen notwendig. Die Veranstaltung bietet zudem die Möglichkeit für eine Bunkerführung und wird von einer Ausstellung zu Josef Mayr-Nusser begleitet.
Weitere Informationen zu Josef Mayr-Nusser und den anstehenden Veranstaltungen gibt’s auf der Webseite www.bz-bx.net/de/gedenktag-jmn.html