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Pressemitteilungen 2010

Offener Brief der "Allianz für den freien Sonntag"

Sehr geehrter Herr Landeshauptmann,sehr geehrte Frau Landesrätin, sehr geehrter Herr Landesrat, in unserem Land wird derzeit eifrig und teilweise kontrovers über die Ladenöffnungszeiten am Sonntag diskutiert. Die Befürworter freuen sich über zusätzliche Einnahmen am Sonntag, die Gegner sehen als Folgen des Verlustes der Sonntagsruhe eine soziale, humane und religiöse Verarmung. Wie groß die zweite Gruppe ist, haben die Kaufleute aus Sterzing gezeigt, von denen – laut Bürgermeister Dr. Friedrich Karl Messner - 95% gegen eine Ausweitung der gültigen Regelung zu den kaufoffenen Sonntagen sind.Die Allianz für den freien Sonntag in Südtirol wurde am 3. März 2009 gebildet, um sich für den arbeitsfreien Sonntag einzusetzen. Ihr gehören bisher die Diözese Bozen-Brixen an, die Mitglieder des Katholischen Forums, die „Consulta dei laici“, der Allgemeine Gewerkschaftsbund (AGB/CGIL), der Südtiroler Gewerkschaftsbund (SGB/CISL), die Südtiroler Gewerkschaftskammer (SGK/UIL), der Autonome Südtiroler Gewerkschaftsbund (ASGB).Die Allianz für den freien Sonntag richtet ihr Augenmerk auf jene Arbeiten, die nicht unbedingt am Sonntag erledigt werden müssen. Damit verhindert werden kann, dass zunehmend Menschen am Sonntag arbeiten müssen, braucht es politische Maßnahmen. Daher richtet die Allianz für den freien Sonntag hiermit einen dringenden Appell an die Südtiroler Landesregierung, die Sonntagsarbeit einzuschränken und diese nur in Ausnahmefällen zuzulassen. Konkret geht es uns um Folgendes:- regelmäßige Sonntagsarbeit soll grundsätzlich nicht möglich sein- nur in Ausnahmefällen soll es möglich sein, an Sonn- und Festtagen Geschäfte in allen Bereichen offen zu halten und zwar an maximal sechs Sonn- und Festtagen- in der Adventszeit sollen die Geschäfte nur an zwei Sonntagen offen sein- Handelsketten oder –gruppen, die aus anderen Provinzen oder Staaten nach Südtirol kommen und in unserem Land Filialen eröffnen, sollen sich bezüglich der Öffnungszeiten am Sonntag an dieselben Regelungen halten, wie einheimische Betriebe- in den Tourismusgebieten soll das Offenhalten der Geschäfte am Sonntag eine Ausnahme sein und nicht zur Regel werden- bei der Festlegung der Geschäftsöffnungszeiten sollen immer auch die Gewerkschaften als soziale und wirtschaftliche Interessensvertretung eingebunden werden, wie es im Landesregierungsprogramm seit 2003 festgeschrieben ist.Der Schutz des freien Sonntags ist uns aus folgenden Gründen wichtig:- Der Mensch darf nicht reduziert werden auf einen Produzenten, einem Verkäufer und Käufer. Der Mensch ist mehr, er hat seine Würde im Menschsein selbst. Wenn der Sonntag arbeitsfrei bleibt, steht er symbolisch dafür, dass der Mensch nicht etwas leisten muss, um einen Wert zu haben.- Der Sonntag soll aus religiösen Gründen arbeitsfrei bleiben. Die Arbeitsruhe schafft die Voraussetzung, damit eine religiöse Praxis möglich ist und damit das Pfarrleben erhalten werden kann.- Der Mensch ist ein soziales Wesen, er sehnt sich nach tragenden Beziehungen. Es braucht einen kollektiven freien Tag, an dem diese Beziehungen mehr als sonst gepflegt werden. In unseren Breitengraden ist der Sonntag dieser freie Tag, der als solcher zu erhalten ist.- Die Familie ist die Keimzelle der Gesellschaft. Das Familienleben wird heute durch vieles gestört. Der arbeitsfreie Sonntag schafft die Voraussetzung, dass an diesem Tag, vielleicht mehr als an anderen, das Familienleben gepflegt wird. Der freie Sonntag ist Ausdruck einer familienfreundlichen Gesellschaft.- Viele Menschen stehen heute unter einem großen Druck. Der Sonntag als freier Tag bietet Zeiten der Ruhe, der Entspannung und der Erholung. Der Sonntag soll diesen Charakter erhalten, da er für die Gesundheit des Menschen wichtig ist.- Unsere Zeit ist sehr schnelllebig, was dazu führt, dass viele Menschen unter Stress stehen. Der Sonntag sorgt im Wochenrhythmus für Langsamkeit und Entschleunigung, was dem Menschen gut tut.- In unserem Land finden zunehmend Menschen anderer Religionen Heimat. Der Dialog mit ihnen setzt voraus, dass wir unseren christlichen Glauben wahren und pflegen. Daher ist es unsere Pflicht, all das zu erhalten, was unsere christliche Identität mitprägt: christliche Orte (z.B. die Kirchen), christliche Zeiten (z. B. den Sonntag), christliche Zeichen (z. B. das Kreuz) sowie christliche Traditionen (z. B. Bräuche).- Im Tourismus wird vermehrt von Authentizität geredet. Da unser Land christliche Wurzeln und Traditionen hat und auf diese in der Werbung für einen Urlaub in Südtirol zurückgegriffen wird, sollte konsequenterweise am Sonntag die Arbeit auf das Notwendigste reduziert werden. Südtirol würde sich so authentisch als christliches Land präsentieren.Wir erneuern unseren dringenden Appell an die Südtiroler Landesregierung, den Schutz des Sonntags durch politische Maßnahmen zu sichern.