Am Beginn der Sitzung des Pastoralrates der Diözese Bozen-Brixen im Postoralzentrum von Bozen stand ein bewegender Moment. Eine seit Jahren verwitwete Mutter berichtete über ihre Erfahrungen mit der Kirche, von den schönen Momenten in ihrer Jugend bis hin zu ernüchternden im späteren Leben, als ihr Mann plötzlich verstarb und sie mit den vier kleinen Kindern völlig allein dastand. Ihre Schilderungen griffen die Mitglieder des Pastoralrates in diversen Wortmeldungen auf und der Herr Bischof bat in seinem Segen zum Eingang um ein gutes Wort für alle, die es benötigen.
Nach der Genehmigung der Tagesordnung erfolgte ein Rückblick auf den Studientag Evangelisierung, der am 13. April stattgefunden hatte. Es gab viele positive Rückmeldungen zu den vielen guten Ansätzen und dem dort praktizierten Perspektivenwechsel, der dazu führen kann, dass mehr Menschen in ein neues Denken hineinkommen, was zwar zunächst schmerzhaft, aber in der Folge genauso schön sein kann. Es gehe vor allem darum, dass die Evangelisierung wirklich in die “Vorhöfe der Kirche” gelange, Gott größer gemacht und damit für die Gesellschaft etwas Gutes getan wird.
Daraus ergeben sich strukturelle Fragen zur “Seelsorge in gemeinsamer Verantwortung”, zumal es im Jahr 2039 nur mehr 40 Priester unter 80 Jahren und damit einen Pfarrer für zehn Pfarreien geben wird. In einer Gruppenarbeit unter den anwesenden Mitgliedern des Pastoralrates wurden daraufhin verschiedene Zukunftsszenarien abgeleitet.
Nach der Pause wurden Jugendliche und junge Erwachsene als VertreterInnen von kirchlichen Institutionen, aber auch aus Oberschulen in Brixen und Bozen, um ihre Sichtweise gebeten, wie Jugendliche heute glauben und was sie dafür benötigen. Die jungen Menschen nahmen am Podium des Pastoralrates Platz und äußerten sowohl persönliche Erfahrungen und Empfehlungen, beispielsweise die Schaffung vielfältiger Angebote und klare Anstöße, sich zu bedanken, als auch Herausforderungen wie das Auftreten von Influencern in den Sozialen Medien.
All dies kommentierte der Herr Bischof mit den Worten: “Wir brauchen keine Angst vor der Zukunft zu haben, wenn wir Räume schaffen, über den Glauben gemeinschaftlich zu sprechen. Gemeinschaft ist immer auch herausfordernd, auch Kritik an der eigenen Haltung. Aber wir dürfen nicht schweigen, sondern sollen die vielfältigen Formen des miteinander Redens nutzen.” Im Austausch der Mitglieder des Pastoralrates ging es u.a. um die Qualifizierung des Ehrenamtes und Informationen zur italienischen und weltweiten Synode sowie um das Kloster Säben. Abschließend reichten sich alle Anwesenden mit den JugendvertreterInnen die Hände zum gemeinsamen Vater Unser als spontanem Segensgebet.
Text und Fotos: Dr. Josef Bernhart