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Pastoraltagung 2020: Ortskirche braucht einen Moment des Innehaltens

Die Pastoraltagung in der Brixner Cusanus-Akademie bildete heute (18. September) den Auftakt des kirchlichen Arbeitsjahres. Die Diözese Bozen-Brixen will 2020/2021 ihren Fokus bewusst nicht auf neue Projekte oder Reformen legen, sondern will „Innehalten“. Bischof Ivo Muser hat es in seiner programmatischen Rede so formuliert: „Wir sind als Ortskirche mit vielen tiefgreifenden Veränderungen konfrontiert und brauchen deshalb einen Moment des Innehaltens. Mitten in all den wichtigen Themen, die aktuell anstehen, sollten wir den Fokus nicht auf das ‚noch mehr‘ und ‚noch weiter‘ legen, sondern in die Tiefe gehen.“

Schwerpunkt der Pastoraltagung 2020 war das Jahresthema „Auf dein Wort hin: innehalten“. Damit soll der Fokus nicht auf neue Projekte oder Reformen, sondern auf die Qualität unseres Seins und Handelns als Kirche gelegt werden.

Obwohl das Jahresthema bereits vor der Corona-Pandemie festgelegt wurde, hat es durch den Lockdown und die anhaltende Unsicherheit noch deutlich an Aktualität gewonnen, wie auch Bischof Ivo Muser in seiner programmatischen Rede betonte (Rede des Bischofs im Wortlaut): „Als wir uns im Jänner im Kurienrat für dieses Jahresthema entschlossen haben, hatten wir noch keine Vorahnung, wie aktuell dieses Thema nur wenige Wochen darauf sein würde. Unsere Überlegung war: Wir sind als Ortskirche mit vielen tiefgreifenden Veränderungen konfrontiert und brauchen deshalb einen Moment des Innehaltens. Mitten in all den wichtigen Themen, die aktuell anstehen, sollten wir den Fokus nicht auf das „noch mehr“ und „noch weiter“ legen, sondern in die Tiefe gehen, die Mitte suchen. Eben innehalten – oder wie das Anliegen im italienischen Titel benannt wird, sich Zeit nehmen für das, was wirklich wichtig ist.“

Der Bischof sagte, dass durch Corona, der Schwerpunkt „Innehalten“ eine besondere Qualität erhalten habe „Die Corona-Pandemie hat uns überrumpelt. Wir waren uns sind herausgefordert, neue Wege zu suchen, um die notwendigsten Dinge weiterzubringen, einander Mut zu machen und zu stärken. Auch als Kirche haben wir versucht, neue Formen von Präsenz und Interaktion zu entwickeln. Die Kirchen blieben leer, doch es war auch die Stunde der Hauskirche. Der Lockdown war ein erzwungenes Innehalten, aber auch eine herausfordernde Zeit, die uns unsicher, nachdenklich und müde gemacht hat. Seitdem steht unser beruflicher und sozialer, aber auch unser kirchlicher Alltag im Zeichen dieser Herausforderung. Wer sich nach dem Lockdown erwartete, dass die begrenzten Plätze in den Gottesdiensten gestürmt würden, hat sich getäuscht. Auch ich habe mir das anders vorgestellt und vor allem gewünscht! Familien, junge Erwachsene, Kinder, aber auch bisher treue Senioren und Seniorinnen: Zu vielen ist der Kontakt vorerst unterbrochen. Es ist nicht leichter geworden, sondern noch komplexer – und viele Fragen tun sich auf.“

Bischof Muser hat das Innehalten an den Beispielen des neuen Firmweges, einer "geerdeten Spiritualität", der Kranken- und Trauerpastoral, der Familie, der Jugendpastoral und der Feier des Kirchenjahres konkretisiert. 

Der Bischof ist in seiner Rede auch auf die jüngste Instruktion der Kleruskongregation eingegangen und betonte, dass ihm diesbezüglich eine ausgewogene Sicht der Dinge wichtig sei. „Ich zitiere mich an dieser Stelle selber, weil mir diese ausgewogene Sicht der Dinge wichtig ist für ein theologisch-pastorales Innehalten, das uns auch hilft, einen verantworteten, gemeinsamen Weg zu gehen – in unserer Diözese und immer in Verbundenheit mit der Weltkirche: Die Zeit des Pfarrherren und des Priesters als dem allein Zuständigen für Liturgie, Verkündigung, Caritas, Seelsorge, Katechese und Verwaltung ist vorbei. Umgekehrt darf aber auch das gemeinsame Priestertum aller Gläubigen nicht so verstanden und verabsolutiert werden, dass man denkt: Es gibt und braucht gar nichts anderes. Die Pastoralteams sind kein Allheilmittel, das bewirkt, dass wir wieder mit alter Stärke dastehen. Es ist vielmehr ein bescheidener Versuch, mit den Mitteln und Ressourcen die wir heute haben, irgendwie weiterzukommen. Es ist nicht die perfekte Lösung, aber es ist ein guter und schöner Schritt, den wir heute gehen können. Ich bin überzeugt, dass wir hier in unserer Diözese einen guten Weg gehen, auch wenn nicht in allen Punkten Klarheit herrscht. Wir können und dürfen deshalb aber nicht stehen bleiben.“

Das diözesane Jahresthema ist neben der Rede Bischofs mit den Referaten von Fabrizio Carletti (Andra' tutto nuovo. Verso una pastorale antifragile), Isabella Guanzini (Zärtlichkeit. Die Revolution einer sanften Macht) und Christoph Theobald (Innehalten - warum und wie?) vertieft worden. Die Tagung wurde durch eine Gesprächsrunde mit den Referenten sowie den diözesanen Ehrungen (siehe eigene Mitteilung) abgerundet.

 

 

Die Pastoraltagung in Bildern