Was die Gesellschaft oft kalt und unbarmherzig macht, ist die Tatsache, dass in ihr Menschen an den Rand gedrängt werden. Konkrete, schnelle und stille Hilfe für jene, die sich selbst nicht helfen können, bietet die Vinzenzgemeinschaft, die in Südtirol 745 Mitglieder zählt, sich aus 49 Vinzenzkonferenzen zusammensetzt und in sechs Bezirke aufgeteilt ist. Seit April dieses Jahres ist Heinrich Erhard der Zentralpräsident der Vinzenzgemeinschaft.
Erhard erklärte beim Gespräch mit der Diözesankommission, dass die Tätigkeitsfelder der Vinzenzkonferenzen die „Sieben Werke der Barmherzigkeit“ umfassen.
Hungrige speisen und Durstigen zu trinken geben: In elf Lebensmitteltafeln werden Lebensmittel ausgegeben, die eine verkürzte Haltbarkeitsdauer haben; diese Lebensmittel erhalten die Vinzenzkonferenzen unentgeltlich. „Das ist mittlerweile eine unserer Haupttätigkeiten geworden“, so Erhard.
Nackte bekleiden und Fremde beherbergen: In neun Kleiderkammern werden Kleidungsstücke an Bedürftige ausgegeben; in jener von Toblach werden zudem Pflegebetten und Rollstühle ausgeliehen. Darüber hinaus gibt es in Bozen die „VinziShower“, wo die Möglichkeit zum Duschen besteht und wo die Wäsche gewaschen werden kann.
Kranke pflegen und Gefangene besuchen: Den ganz auf das Ehrenamt aufgebauten Vinzenzkonferenzen geht es darum, Menschen in Altersheimen und Alleinstehende zu besuchen „und ihnen Zeit zu schenken“, so Erhard; auch die Gefangenenbesuche stehen auf dem Programm der Vinzenzgemeinschaft.
Tote bestatten: Bei diesem „Werk der Barmherzigkeit“ übernimmt die Vinzenzgemeinschaft nicht selten zum Teil die Transportkosten für Verstorbene – so ist z.B. für die traditionelle Bestattung gläubiger Muslime vorgesehen, dass diese in ihrem Heimatland bestattet werden sollen – wo der Verstorbene aufgewachsen ist und wo auch seine Vorfahren begraben liegen.
Johann Kiem, Referent für Arbeit und soziale Gerechtigkeit, erinnert an die Aussage von Bischof Ivo Muser bei der diesjährigen Pastoraltagung: „Die Umkehr, die die Liebe von uns fordert, ist eine Umkehr zum Menschen“; diese Aufforderung sieht Kiem unter anderem gerade in der Vinzenzgemeinschaft verwirklicht. „Es gilt auch oder gerade in Zeiten der Krisen, die uns alle beruflich und privat herausfordern mögen, nicht die Menschlichkeit auf der Strecke zu lassen. Respekt füreinander und Würde im gesellschaftlichen Leben wachsen vor allem in den persönlichen Kontakten und Begegnungen“, so Kiem.