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Pressemitteilungen 2023

Projekt „Mut zum Hinsehen“: Diözese geht Aufarbeitung an

Die heurige Fachtagung diözesanen Dienst für den Schutz von Minderjährigen und schutzbedürftigen Personen war dem Projekt „Mut zum Hinsehen“ gewidmet. „Ich stehe voll und ganz hinter diesem Projekt“, sagte Bischof Ivo Muser heute (17. November 2023) bei der Tagung im Bozner Pastoralzentrum. „Wir wollen als Diözese die Missbrauchsfälle aufklären und aufarbeiten, um entschieden und gezielt präventive Maßnahmen in allen Bereichen einzuleiten. Dazu sollen alle miteinbezogen werden“, erklärte der Bischof.

Bei der Fachtagung im vergangenen Jahr ist das Projekt „Mut zum Hinsehen“ zum Thema Missbrauch angekündigt worden. Was seit der Tagung im November 2022 konkret passiert ist und wie die weiteren Umsetzungsschritte aussehen, ist bei der heutigen Fachtagung vertieft worden. Einleitend sagte Bischof Muser, dass die Aufarbeitung der Missbrauchsfälle zu den prioritären kirchlichen und pastoralen Aufgaben unserer Diözese gehöre. „Das Projekt steht, die Steuerungsgruppe ist eingesetzt und die Vorbereitungen zur Umsetzung sind voll im Gange. Zwei Anliegen sind mir in diesem Projekt wichtig: einmal, dass in alle notwendigen Schritte möglichst alle miteinbezogen werden und zweitens, dass unsere sprachlichen und kulturellen Besonderheiten berücksichtigt werden. Das gehört zu unserer Diözese dazu und das ist auch der Auftrag, den unsere Diözese zu erfüllen hat“, unterstrich der Bischof.

Betroffenenperspektive, Unabhängigkeit, Transparenz

Das Konzept der Aufarbeitung, das in Zusammenarbeit mit dem Institut für Anthropologie an der päpstlichen Universität Gregoriana erarbeitet worden ist und jetzt durchgeführt wird, geht von einer Zukunftsvision aus, in der die Diözese ein sicherer Ort für Minderjährige und schutzbedürftige Personen ist. Als die wichtigsten Merkmale des Projektes „Mut zum Hinsehen“ bezeichnet Gottfried Ugolini, der Vorsitzende der Projektsteuerungsgruppe „die Betroffenenperspektive, die Unabhängigkeit der Untersuchungen“, - und wie von Bischof Muser vorweggenommen – „eine transparente Vorgangsweise sowie die Berücksichtigung der sprachlichen und kulturellen Besonderheiten unseres Landes“.

Betroffene am Podium

Bei der Fachtagung erging das Wort heute auch an drei Betroffene, die über ihre Erfahrungen, Anliegen und Wünsche sprachen. Richard Kick, der Vorsitzende des Betroffenenbeirates des Erzdiözese München, betonte die Wichtigkeit, Betroffenen zuzuhören, sie ernst zu nehmen und sie als Experten zu Beteiligten des Aufarbeitungsprozesses einzubinden. „Die Betroffenen sollen als Person gesehen werden“, Roland Angerer. „Die Verletzungen bleiben Verletzungen!“ An die Diözese gerichtet forderte er, dass sie mit Mut und konsequent hinsehen sowie mit Kraft und Ausdauer - auch bei Gegenwind – das Projekt umzusetzen. Als dritte brachte sich Anna in italienischer Sprache ein. Sie forderte Veränderungen im Umgang der Kirche mit Betroffenen.

Untersuchung der diözesanen Archive

Das Projekt startet mit einer Untersuchung der diözesanen Archive. Diese wird federführend mit der renommierten Anwaltskanzlei Westpfahl-Spilker-Wastl aus München in Zusammenarbeit mit der Anwaltskanzlei Kofler-Baumgartner-Kirchler & Partner aus Bruneck durchgeführt. Darauf aufbauend werden anhand von Fragebögen Informationen über Missbrauchsfälle eingeholt und Zeitzeugen interviewt. Die Ergebnisse werden veröffentlicht und bilden die Grundlage für die Aufarbeitung und Prävention.

An der Tagung haben 80 Personen aus kirchlichen und nicht-kirchlichen Bereichen teilgenommen. „Das macht deutlich, dass das Problem des Missbrauchs ein soziales Phänomen ist, das die Kirche wie die Gesellschaft betrifft“, ist Gottfried Ugolini überzeugt. Die Tagung schloss mit einem Ausblick auf die anstehenden Arbeiten. Weitergehenden Informationen zum Projekt „Mut zum Hinsehen“ finden sich auf der Homepage der Diözese: www.bz-bx.net/de/mut-zum-hinsehen

 

Die Tagung in Bildern