In Österreich wurde im Jahr 2010 auf Initiative von Kardinal Christoph Schönborn eine umfassende Opferschutzstruktur geschaffen. Dabei betraute Kardinal Schönborn Waltraud Klasnic mit der Leitung der „Klasnic-Kommission“, die eine unabhängige Anlaufstelle für Betroffene bietet und finanzielle wie therapeutische Unterstützung bereitstellt. Ergänzend dazu wurde von der Bischofskonferenz und den Ordensgemeinschaften die Rahmenordnung „Die Wahrheit macht euch frei“ entwickelt, welche die Präventionsarbeit systematisiert und Ombudsstellen, Diözesankommissionen sowie Präventionsabteilungen in allen österreichischen Diözesen einführt. Die Klasnic-Kommission behandelt dabei insbesondere die Erfordernisse von Therapie und finanzieller Hilfe. Der Austausch in Brixen machte deutlich, dass Missbrauch oft mit Machtmissbrauch und spirituellen Übergriffen verknüpft ist und strukturelle Schutzmaßnahmen sowie Aufklärung unerlässlich sind.
In Brixen wurden auch die Fortschritte in der Diözese Bozen-Brixen erörtert, insbesondere das Projekt „Mut zum Hinsehen“, das auf eine umfassende Aufarbeitung von Missbrauchsfällen im kirchlichen Kontext abzielt und über drei Jahre angelegt ist. Ziel des Projekts ist es, durch einen Transformationsprozess die Kirche zu einem sicheren Ort für Minderjährige und schutzbedürftige Personen zu machen. Die partizipative Projektgestaltung umfasst die Entwicklung und Umsetzung von Präventionsmaßnahmen und Schutzkonzepten in allen kirchlichen Bereichen.
Die Linzer Gruppe reiste im Anschluss an das Treffen nach nach Rom weiter, um sich dort mit kirchlichen Behörden und Pater Hans Zollner vom Institut für Anthropologie zu treffen, mit dem auch die Diözese Bozen-Brixen zusammenarbeitet. Auf der Agenda in Rom stehen systemische Fragen zur Aufarbeitung, die Einbindung der Betroffenen sowie der Umgang mit Tätern.