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Glückwünsche zum 10jährigen Bischofsjubiläum von Ivo Muser

von Generalvikar Eugen Runggaldier

 

Auf den Tag genau sind es 10 Jahre, dass Sie, Herr Bischof, hier in Brixen zum Bischof geweiht wurden. 10 Jahre - das ist eine runde Zahl. Deshalb haben wir uns eingefunden, um mit Ihnen dieses Ereignis zu feiern. Aber eigentlich könnte man in der Kirche auch erst 12jährige Jubiläen feiern. 12 – das ist eine biblische Zahl, die wohl auch passend wäre. Oder sollte man warten, bis es noch mehr sind, etwa 20 oder gar 25 Jahre?

Was ich sagen will ist, dass letztlich die Zahl an sich relativ ist. Ob es 10 oder 12 oder mehr sind, ist im Grunde gar nicht das Wesentliche. Und doch spielen Zahlen eine Rolle. Denn auch beim Rückblick auf diese ersten 10 Jahre werden Zahlen genannt: die Anzahl der Hirtenbriefe, der Pastoralbesuche, der Predigten oder der Sitzungen, mit denen man sich heutzutage die Heiligkeit verdient. Das bischöfliche Sekretariat könnte wohl auch noch die Zahl der Gespräche nennen, die in Summe vom Bischof in seinen Amtsräumen geführt wurden.

Zahlen sind messbar, man kann sie zitieren, man kann sie vergleichen. Sie spielen in der Wirtschaft, bei Statistiken oder in einem Wettbewerbsdenken eine Rolle. Aber ist das unsere Welt?

Das heutige runde Bischofsjubiläum sehe ich nicht als Moment, um Zahlen zu nennen. Die Zahlen sind, wie bereits gesagt, relativ und nicht das Wichtigste. Das runde Bischofsjubiläum ist für uns ein guter Anlass – und nicht mehr – um Ihnen für den Hirtendienst in unserer Diözese zu danken. Aber auf was soll man dabei schauen, wenn man keine Zahlen nennen soll?

Bei der Weiheliturgie am 9. Oktober 2011 wurden Ihnen Fragen gestellt. Es wurde nicht gefragt: Sind Sie bereit jährlich 2 Hirtenbriefe zu schreiben und 70 Predigten zu halten, 3 Pastoralbesuche zu machen und 175 Sitzungen zu ertragen. Die Fragen waren andere und führen uns zum Wesen des bischöflichen Dienstes und zu dem, wofür wir heute danken möchten.

Der Kandidat, welcher die Bischofsweihe empfangen soll, wird gefragt, ob er bereit ist, mit Gottes Hilfe bis zum Tod zu dienen, das Evangelium zu verkünden, das Glaubensgut weiterzugeben, Kirche aufzubauen, die Einheit zu wahren, dem Papst gehorsam zu sein, für das Volk Gottes zu sorgen und es zu führen, den Armen und Heimatlosen beizustehen, den Verirrten nachzugehen, für das Volk zu beten.

Kurz gesagt ist es die Aufgabe des Bischofs das Wort Gottes zu verkünden, zu feiern, zu bezeugen; der Gemeinschaft der Gläubigen zu dienen, indem Charismen gefördert werden und die Einheit bewahrt wird sowie für die Menschen in Not Sorge getragen wird; und das alles im Geiste des Gebetes und damit im Vertrauen auf Gottes Gnade.

Die Fragen an einen Weihekandidaten zur Bischofsweihe machen deutlich, wie notwendig dieser Dienst für die Kirche ist. Er repräsentiert Christus, als das Haupt der Kirche, und macht deutlich, dass Kirche sich nicht selber schafft, sondern von IHM geschaffen wird. Der Bischof darf sich bewusst sein, dass es ohne nicht geht, soll aber gleichzeitig so seinen Dienst verrichten, also ob es auch ohne ihn geht. Denn obwohl die Bezeichnung „Servus servorum Dei“ – Diener der Diener Gottes, seit Jahrhunderten nur dem Papst vorbehalten ist, so gilt sie – analog – auch für den Bischof.

Lieber Bischof Ivo, ich danke Ihnen, dass Sie vor 10 Jahren zu all den Fragen, die Ihnen bei der Weihe gestellt wurden, JA gesagt haben; ich danke Ihnen, dass Sie diesem Versprechen treu geblieben sind. Ich danke Ihnen für den Dienst als Hirte, als Lehrer, als Priester; ich danke für die Verkündigung des Wortes Gottes, für das Gebet, die Feier der Sakrament, das Zeugnis, für das Vorausgehen, aber auch für das Bremsen, für das Verändern und für das Bewahren.

Ich wünsche Ihnen, dass Sie in diesem Geist den Hirtendienst in unserer Diözese weiterhin erfüllen. Unsere Zeit steht vor großen Herausforderungen und Veränderungen, sie ist dem Druck von links und von rechts ausgesetzt. Hier kann nur bestehen, wer eine Mitte gefunden hat, in der er Ruhe findet. Diese Mitte ist für Sie Christus. Tu es Christus – dieses Bekenntnis des Petrus haben Sie zu Ihrem bischöflichen Motto gemacht. Christus zu verkünden, als Christ, als Priester und als Bischof, das sehen Sie mit Recht als Ihren Auftrag, Ihren Lebensinhalt. Christus selbst schenke Ihnen Gesundheit, Freude und einen festen Glauben.

Mit Blick auf die gegenwärtigen und zukünftigen Herausforderungen, denen Sie sich als Bischof stellen müssen, wünsche ich Ihnen das, was der amerikanische Theologe Reinhold Niebuhr (1892-1971) im bekannten Gelassenheitsgebet formuliert hat: die Gelassenheit, Dinge zu akzeptieren, die nicht geändert werden können, den Mut, Dinge zu ändern, die geändert werden können, und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.

Von diesem Gebet gibt es eine längere Fassung, deren Autor man nicht genau kennt. Dieses Gebet möchte ich abschließend beten verbunden mit dem Wunsch, dass Gottes Segen und Kraft Sie weiterhin begleiten.

 

Gott, gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann, den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann, und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden. Einen Tag nach dem anderen zu leben, einen Moment nach dem anderen zu genießen. Entbehrung als einen Weg zum Frieden zu akzeptieren. Diese sündige Welt anzunehmen, wie Jesus es tat, und nicht so, wie ich sie gern hätte. Zu vertrauen, dass Du alles richtig machen wirst, wenn ich mich Deinem Willen hingebe, so dass ich in diesem Leben ziemlich glücklich sein möge und im nächsten für immer überglücklich mit dir. Amen.