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Botschaften & Stellungnahmen

Allerheiligen und Allerseelen: Ein Ausrufezeichen der Hoffnung

Bischof Ivo Muser

Allerheiligen und Allerseelen, 1. und 2. November 2025

Gibt es noch das Fegefeuer?

Vor uns stehen die wichtigen Tage von Allerheiligen und Allerseelen. Aus diesem Anlass spreche ich ein Thema an, über das früher viel geredet wurde, das heute aber kaum noch vorkommt: das Fegefeuer. 

Mit vier Aussagen und Bildern versuchen wir, den christlichen Glauben an die Auferstehung der Toten und an das ewige Leben auszudrücken: Gericht, Hölle, Fegefeuer und Himmel. Fegefeuer meint: Bei allen Menschen, die sterben - auch bei den uns liebsten - spüren wir: Da ist noch nicht alles gesagt, getan, vollendet, ausgesprochen, vergeben und versöhnt; da braucht es noch Läuterung, Versöhnung, Barmherzigkeit und Vergebung - "wie durch Feuer hindurch" (vgl. 1 Kor 3,15). Hier liegen auch der Sinn und der Wert des Gebetes für unsere Verstorbenen. Wir begleiten ihren Versöhnungsprozess mit unserem Gebet, wir kommen ihnen dabei in Liebe und Dankbarkeit zu Hilfe. Und sie warten auf uns, sie mahnen uns, dass wir uns vorbereiten, weil wir alle sein werden, was sie jetzt sind. Unsere Verstorbenen haben bereits die Schwelle überschritten, die auch wir überschreiten müssen. Fegefeuer meint die große Hoffnung, dass wir Heilung und Versöhnung brauchen und dass Gott - wenn wir darum bitten - uns heilen, versöhnen und vollenden will. Gott will nichts anderes, als dass alle Menschen das Ziel erreichen, für das sie gewollt und geschaffen sind. Auf dem Weg zu diesem Ziel können wir einander helfen und beistehen - jetzt und über die Schwelle des Todes hinaus. Das Fegefeuer ist Ausdruck dieser österlichen Hoffnung für unsere Verstorbenen - und für uns, in der Vorbereitung auf das eigene Sterben. Das Gebet für die Verstorbenen und das Beten um eine gute Sterbestunde ist nicht abgeschafft. Im Gegenteil. Diese Gebete sind wichtig, sie schenken Hoffnung und lenken unseren Blick auf die andere Seite des Lebens.

Allerheiligen und Allerseelen im Heiligen Jahr 2025. Wir sind in dieser Welt Pilgerinnen und Pilger der Hoffnung. Nicht einsam, nicht orientierungslos, nicht auf uns allein gestellt, sondern in Gemeinschaft und im Vertrauen, dass der Tod nie das letzte Wort hat. „Unsere Heimat ist im Himmel“ (Phil 3,20), sagt der Apostel Paulus, und verweist auf das Fundament dieser Hoffnung: Christus, der Gekreuzigte und Auferstandene. Wer auf ihn hofft, lebt anders. Gelassener, realistischer, barmherziger und besser. Immer in der Spur des Lebens.