Bischof Muser verwies in der Bozner Gefängniskapelle auf ein starkes Zeichen von Papst Franziskus: Der Papst hatte zu Weihnachten 2024 die Heilige Pforte nicht in einer Kirche, sondern im römischen Gefängnis Rebibbia geöffnet und das Gefängnis eine „Basilika“ genannt. „Das ist ein gewaltiger Perspektivwechsel“, sagte Muser. „Ein Ort der Strafe wird zum Ort der Gnade. Dort, wo Menschen ausgeschlossen erscheinen, wird Gottes Nähe spürbar. Auch hinter Gittern wohnt die Würde des Menschen.“
Ein neues Gefängnis ist überfällig
Aktuell sind in der Haftanstalt in der Bozner Dantestraße rund 120 Menschen untergebracht, vorgesehen ist die Einrichtung für 88 Insassen. Muser forderte daher erneut den längst fälligen Bau eines neuen Gefängnisses: „Würde braucht Raum. Und sie ist kein Privileg, sondern ein Recht.“ Die Überbelegung sei nicht nur ein strukturelles Problem, sondern ein Zeichen gesellschaftlicher Verantwortungslosigkeit.
Gleichzeitig betonte der Bischof, wie wichtig Bildungs- und Reintegrationsmaßnahmen sind. Hoffnung sei für Gefangene kein Luxus, sondern ein Lebensrecht und eine Herausforderung für die Gesellschaft: „Wer neue Wege ermöglicht, zeigt wahre Stärke.“
„Ihr seid Zeugen der Hoffnung“
Besonderen Dank sprach Muser dem Personal, den Seelsorgenden und Freiwilligen aus: „Ich weiß, dass euer Dienst nicht einfach ist. Doch ihr alle haltet die Hoffnung lebendig. Dafür danke ich euch von Herzen.“
An die Inhaftierten gewandt sagte der Bischof: „Tragt die Verantwortung für eure Entscheidungen. Sucht die Versöhnung. Und glaubt daran, dass Gott euch nicht vergisst - nie.“
Abschließend rief Muser dazu auf, die Gefängnisse nicht als Orte der Vergessenheit zu betrachten, sondern als Räume der Menschlichkeit: „Ein Land, das auch den Gestrauchelten eine neue Chance gibt, beweist wahre Größe. Möge das Jahr 2025 ein Jahr sein, in dem das Schweigen der Gefängnisse zur Stimme der Hoffnung wird - für die Inhaftierten, ihre Familien, für uns alle.“