Nach Veröffentlichung der Missbrauchsstudie durch die Münchner Kanzlei Westpfahl Spilker Wastl am 20. Jänner 2025 hat die Diözese Bozen-Brixen unter anderem eine interdisziplinäre Fachgruppe eingesetzt. Ihre Aufgabe war es, die Situation der 14 im Gutachten genannten, noch lebenden Priester zu bewerten und geeignete Maßnahmen zu empfehlen. Die Fachgruppe besteht aus sechs Mitgliedern – drei intern, drei extern –, darunter eine Rechtsanwältin, eine Psychotherapeutin und ein Psychiater. Die Empfehlungen beruhen auf kirchenrechtlichen, zivilrechtlichen und medizinischen Rahmenbedingungen sowie pastoralen Erwägungen. Mögliche Maßnahmen reichen vom Verbot öffentlicher Gottesdienste über psychologische Begleitung bis zu Einschränkungen im seelsorglichen Einsatz, insbesondere im Kontakt mit Minderjährigen. Auch Monitoring durch beauftragte Personen mit regelmäßiger Rückmeldung ist Teil des Instrumentariums.
Im Fall von Don Giorgio Carli wurden folgende Maßnahmen festgelegt: psychologische Begleitung, seelsorgliche Tätigkeit mit Kindern und Jugendlichen nur in Anwesenheit weiterer erwachsener Personen sowie ein kontinuierliches Monitoring durch benannte Ansprechpersonen.
Bereits im Juni hatte Generalvikar Eugen Runggaldier mit dem Pfarreienrat des Oberen Pustertals über die mögliche Versetzung von Don Giorgio Carli gesprochen und dabei offen über dessen Situation informiert. Bischof Ivo Muser selbst sprach vor Ort ebenfalls mit den Seelsorgern und Pfarrgemeinderatsvorsitzenden über die Situation. Er betont, dass er die Verantwortung für den weiteren Einsatz von Don Giorgio Carli bewusst übernimmt – auf Grundlage der Empfehlungen der Fachgruppe und der bestehenden Rahmenbedingungen. Bischof Muser hält es für wesentlich, auch in schwierigen Fällen verantwortbare Wege zu ermöglichen: unter klaren Bedingungen, mit kontrollierten Rahmenbedingungen und im Bewusstsein, dass die Sicherheit und der Schutz von Minderjährigen oberste Priorität in unserer Diözese haben.
Weitere Schritte der Diözese
Im Rahmen der Fachtagung „Mut zur Umsetzung“ am 7. November 2025 im Pastoralzentrum werden unter anderem die beschlossenen Maßnahmen und ihre praktische Umsetzung in Bezug auf beschuldigte Priester vorgestellt. Zudem erscheinen in Kürze die neuen Leitlinien für den Kinderschutz beim Ministrieren.