Liebe Religionslehrerinnen und Religionslehrer,
zu Beginn dieses neuen Schuljahres möchte ich Ihnen allen einen herzlichen Gruß übermitteln. Jeder Neubeginn bringt Begeisterung und den Wunsch mit sich, neue Projekte zu verwirklichen – und ich bin überzeugt, dass Sie als Erziehende und Glaubenszeuginnen und Glaubenszeugen bereit sind, sich an die Seite der jungen Menschen zu stellen, sie zu begleiten und ihnen zuzuhören. Die Schule übernimmt – gemeinsam mit der Familie – eine entscheidende Rolle auf dem Lebensweg junger Menschen, sei es für ihr persönliches Wachstum, ihr soziales Miteinander oder das Vorbild, das sie in erster Linie durch gelebtes Beispiel wahrnehmen.
Ich bin mir bewusst, dass die Schule heute eine der ersten Schauplätze ist, an denen sich die vielen Veränderungen und Herausforderungen unserer Zeit besonders deutlich zeigen – vielleicht noch schneller und komplexer als je zuvor.
Im katholischen Religionsunterricht sehe ich heutzutage viele Herausforderungen, aber ebenso viele Chancen. Vor allem geht es darum, für alle Kinder und Jugendlichen eine authentische und glaubwürdige Präsenz zu sein. Dies erfordert eine tiefe Fähigkeit zur Zuwendung, zum Dialog und einen offenen Blick, der echte Integration für alle ermöglicht. Ich stelle mir, dankbar, Ihre Aufmerksamkeit für jede einzelne Schülerin und jeden einzelnen Schüler vor – und für jede Klasse, in der Sie durch Ihre Präsenz einen bedeutenden Beitrag leisten können. Ein offener Dialog, der jeder Stimme Raum und respektvolles Gehör schenkt, ist dabei von zentraler Bedeutung. Jede Beziehung der Fürsorge erfordert viel Zeit und Hingabe – und ich weiß, wie sehr gerade Religionslehrkräfte dabei oft besonders gefordert sind.
Ich bin mir auch bewusst, dass es an manchen Schulen Vorbehalte gegenüber dem konfessionellen Religionsunterricht geben kann, der manchmal als nachrangig wahrgenommen wird. Dabei leistet es einen wesentlichen Beitrag zur ganzheitlichen Bildung des Menschen: Er stellt das Geheimnis des Menschseins, die Gottesfrage und die Reflexion über das eigene Leben – einzigartig und zugleich voller Möglichkeiten und Zerbrechlichkeiten – in den Mittelpunkt. Der Religionsunterricht kann im täglichen Dialog mit den Schülerinnen und Schülern ein Fenster öffnen zum Unendlichen, zur Frage nach Gott, die im Herzen jedes Menschen wohnt.
Ich halte es für besonders wichtig, dass Sie den Mut und die Offenheit bewahren, wie sie unsere missionarische Kirche in der heutigen, multikulturellen Gesellschaft lebt. Es bleibt grundlegend, ohne Scheu den Dialog mit Menschen aller Religionen und Kulturen zu suchen – mit den Jugendlichen, die uns anvertraut sind, und mit ihren Familien. Nur so kann ein gemeinsamer Weg entstehen, auf dem wir alle immer wieder voneinander lernen dürfen.
Ich ermutige Sie schließlich dazu, den offenen, ehrlichen Austausch und die gegenseitige Unterstützung unter Kolleginnen und Kollegen zu pflegen. Nutzen Sie die Angebote zur Weiterbildung und geistlichen Vertiefung, die unsere Diözese bereitstellt, um Ihren Glauben zu stärken und Ihre Zugehörigkeit zur kirchlichen Gemeinschaft zu vertiefen. So nähren Sie Ihre Berufung, damit die Lampe nicht ohne das nötige Öl bleibt.
Ich danke Ihnen von Herzen für Ihren wertvollen und verantwortungsvollen Dienst – ein wahrer Dienst an unserer Kirche und an der gesamten Gesellschaft.
Für das kommende Schuljahr wünsche ich Ihnen Zufriedenheit, Gelassenheit und viele erfüllende Momente.
Gott segne Sie und Ihren Dienst.
+ Ivo Muser, Bischof