Unter dem Leitmotiv „Auf dein Wort hin … alle, alle, alle“ ist der Fokus bei der Pastoraltagung heuer auf die Evangelisierung gelegt worden. Seelsorgeamtsleiter Reinhard Demetz erklärt, dass die dreifache Wiederholung des „alle“ eine zentrale Botschaft verkörpert: Die Kirche ist für alle Menschen da, alle Christen sind aufgerufen, die Frohe Botschaft zu leben und alle sollen angesprochen und mitgenommen werden – niemand wird zurückgelassen.
Evangelisierung im Fokus
Die Impulsvorträge von Experten wie Enzo Biemmi, Michaela Quast-Neulinger und Otto Neubauer boten vielfältige Denkanstöße dazu, wie die Kirche ihre Rolle in der heutigen Welt als Gemeinschaft gestalten kann, die alle Menschen anspricht und begleitet. Besonders beleuchtet wurde die Frage, wie die Kirche in einer vielfältigen Gesellschaft eine relevante und unterstützende Rolle einnehmen kann.
Enzo Biemmi: Keine fertigen Botschaften bringen
Der Ordensbruder Enzo Biemmi ist promovierter Theologe und Experte für Katechese. Er lehrt an Hochschulen in Verona und Padua und arbeitet als Berater im Dikasterium für die Evangelisierung. In seinem Vortrag "Evangelizzare evangelicamente" betonte Biemmi, dass Evangelisierung nicht darin besteht, den Menschen eine fertige Botschaft zu bringen. Stattdessen gehe es darum, gemeinsam mit ihnen die Spuren Gottes in ihrem Leben zu entdecken. Ziel sei es, den Menschen zu helfen, das Göttliche selbst zu erkennen, ohne sie verändern zu wollen.
Otto Neubauer über die „solidarische Karawane“
Otto Neubauer, Jahrgang 1965, Theologe und Religionspädagoge, ist Leiter der Akademie für Dialog und Evangelisation in Wien. Verheiratet und Vater von sechs Kindern, engagiert er sich europaweit in Diözesen für missionarische Projekte, insbesondere für den Dialog zwischen Religion und säkularer Gesellschaft. In seinem Vortrag "Der Herzschlag Gottes für die Welt" beschrieb er die Mission der Kirche als „solidarische Karawane“: eine Weggemeinschaft, die Menschen über alle Grenzen hinweg verbinde. Neubauer betonte, dass echte Mission nicht in der Bekehrung liegt, sondern darin, die Menschen zu lieben und ihre Herzen zu verstehen. Diese Liebe baue Brücken, fördere echte Begegnungen und überwinde gesellschaftliche Gräben.
Michaela Quast-Neulinger: Glauben frei und ohne Zweck zu leben
Michaela Quast-Neulinger, Assistenzprofessorin für Fundamentaltheologie und Religionswissenschaft an der Universität Innsbruck, beschäftigte sich in ihrem Vortrag „Jemand muss es glauben… Gedanken zur christlichen Rand-Existenz“ mit der Frage, was es bedeutet, als Christ in einer Gesellschaft zu leben, die scheinbar keinen Platz mehr für den Glauben hat. Anstatt sich auf Missionserfolge oder Strategien zu konzentrieren, gehe es darum, den Glauben frei und ohne Zweck zu leben. Christsein bedeute, in einer Welt zu bleiben, die den Glauben vielleicht nicht mehr zu brauchen scheint, und trotzdem Zeugnis abzulegen – nicht aus Zwang, sondern aus der Überzeugung, dass Glaube in der Beziehung zu Gott gelebt wird, ohne Absicht, einfach umsonst.
Workshops zur Umsetzung des Jahresthemas
In den 15 Workshops, die heute angeboten wurden, erhielten die Teilnehmer praxisnahe Tipps zur Umsetzung des Jahresthemas. Die Themen reichten von liturgischen Anregungen bis hin zu intensiven Glaubenskursen. Alle Workshop-Unterlagen sind auf der Webseite www.bz-bx.net/de/pastoraltagung-2024 abrufbar.
Pastoraltagung „on Tour“
Erstmals erstreckt sich die Pastoraltagung über das Wochenende hinaus: Mit dem Angebot „Pastoraltagung on Tour“ können Pfarreien die Tagung direkt zu sich holen. Sie haben die Möglichkeit, ein Impulsreferat oder Workshops vor Ort zu buchen. Interessierte Seelsorgeeinheiten können sich bei der Dienststelle Bildung in den Pfarreien an Benedetta Michelini (bmichelini@cusanus.bz.it) wenden.
Morgen, Samstag, 21. September, wird die Pastoraltagung mit einem Grundsatzreferat von Bischof Ivo Muser fortgesetzt und endet mit den traditionellen diözesanen Ehrungen.