Bischof Muser: Transparenz und Verantwortung – Konkrete Schritte
Mit Blick auf die Ergebnisse des Gutachtens - 41 beschuldigte Priester, davon 29 mit nachweisbaren Taten, und 75 Betroffene, von denen 59 Opfer plausibler Missbrauchstaten - betonte Bischof Ivo Muser, dass Transparenz, Ehrlichkeit und der Mut zur Wahrheit unverzichtbar sind, um Vertrauen und Glaubwürdigkeit der Kirche wiederherzustellen. „Ich weiß, dass Sie von mir keine Betroffenheitsrhetorik hören wollen. Zu Recht. Doch lassen Sie mich sagen, dass mich insbesondere die Falldarstellungen und das persönliche Leid, das aus dem Gutachten so deutlich hervorgeht, tief bewegt haben“, erklärte Muser.
Der Bischof übernahm persönlich Verantwortung für Versäumnisse während seiner Amtszeit, darunter die unzureichende Kontrolle auffälliger Priester, zu große Zurückhaltung bei präventiven Maßnahmen gegenüber beschuldigten Priestern und mangelhafte Dokumentation der eigenen Schritte im Umgang mit Missbrauchsfälle.
Als konkrete Schritte stellte er die Optimierung der diözesanen Richtlinien und Verfahrensweisen sowie die Einführung einer unabhängigen Interventionsstelle vor. Zudem sollen Frauen verstärkt in diözesane Leitungspositionen eingebunden und die Fehlerkultur nachhaltig weiterentwickelt werden. „Bei beschuldigten und noch lebenden Priestern wird eine interdisziplinäre Gruppe eingesetzt, die ab sofort alle Fälle überprüft und wenn es notwendig ist, der Diözesanleitung Maßnahmen für das weitere Vorgehen vorschlägt. Dabei wird angestrebt, nicht nur verurteilte Personen der Führungsaufsicht zu unterstellen, sondern auch solche, bei denen aus präventiven Gründen Tätigkeitsbeschränkungen erforderlich sind“, sagte der Bischof.
„Wir wissen, dass Missbrauch nicht nur die Kirche betrifft, sondern auch in anderen gesellschaftlichen Bereichen vorkommt. Doch die Kirche hat aufgrund ihrer moralischen Rolle eine besondere Verantwortung“, betonte Muser. Abschließend appellierte er an die Betroffenen, ihre Geschichten zu teilen: „Ihre Erfahrungen sind unverzichtbar, um Veränderungen anzustoßen und die Kirche zu einem sicheren Ort zu machen.“
Generalvikar Runggaldier: Systemische Defizite beheben
Generalvikar Eugen Runggaldier hob hervor, dass Missbrauchsfälle auf systemischen Defiziten beruhen. Dazu zählen unreife Sexualität, Vereinsamung von Priestern, klerikalistische Strukturen und eine mangelnde Fehlerkultur. Weiters führte er aus, dass die drei Bereiche Ombudsstelle, Interventionsstelle und Präventionsstelle klar voneinander abgegrenzt und gestärkt werden sollen. Das derzeitige umfassende diözesane Regelwerk zur Bearbeitung von Missbrauchsfällen wird überarbeitet und die Aktenführung wird verbessert, um Transparenz und Nachvollziehbarkeit sicherzustellen.
Ein neuer Maßnahmenkatalog wird laut Generalvikar Runggaldier klare Konsequenzen bei Missbrauchsvorwürfen festlegen und ein Monitoring-System garantieren, dass Sanktionen eingehalten und präventiver Maßnahmen umgesetzt werden. Schließlich soll der Fokus auf die Weiterbildung der Mitarbeitenden gelegt werden. Runggaldier betonte, dass die Aufarbeitung ein lernender Prozess ist, der kontinuierlich reflektiert und angepasst werden muss.
Gottfried Ugolini: Fokus auf Aufarbeitung und Prävention
Gottfried Ugolini, Leiter des Projektes „Mut zum Hinsehen“, stellte die Einleitung der zweiten Projektphase vor. Die Steuerungsgruppe des Projekts wird die Empfehlungen des Gutachtens besprechen und Maßnahmen in den Bereichen Seelsorge, Bildung, Caritas und Verwaltung vorschlagen.
Die Ombudsstelle bleibt ein zentraler Anlaufpunkt für Betroffene. Für Pfarrgemeinden und Gruppen, in denen Missbrauchsfälle bekannt wurden, steht zudem ab sofort ein Support-Team bereit, um Gesprächsräume zu schaffen und die Dynamik von Missbrauch aufzuarbeiten.
Ugolini hob die Notwendigkeit einer Mentalitätsänderung hervor: „Hinschauen, Zuhören und Handeln müssen zur Norm werden.“ Kirchliche Einrichtungen werden sensibilisiert, klare Regeln im Umgang mit Kindern einzuführen. Informationsmaterial wird bereitgestellt.
Informationen, Kontakte und Zoom-Treffen am 30. und 31. Jänner 2025
Auf der Startseite der diözesenen Homepage (www.bz-bx.net) finden sich alle Informationen rund um das Gutachten, auf den Webseiten www.bz-bx.net/de/missbrauch und www.bz-bx.net/de/gutachten wird laufend über alle Schritte und Maßnahmen der Diözese berichtet, außerdem findet sich auf diesen Seiten eine Liste mit kirchlichen und unabhängigen Kontakt- und Anlaufstellen.
Am kommenden Donnerstag, 30. Jänner 2025 (Beginn 20 Uhr), findet auf der Onlineplattform Zoom ein Treffen in deutscher Sprache statt, bei dem Interessierte sich mit Generalvikar Eugen Runggaldier, die Ombudsfrau der Diözese, Maria Sparber, sowie dem Leiter der Fachstelle für Prävention der Diözese, Gottfried Ugolini, austauschen können. In italienischer Sprache findet ein Treffen am Freitag, 31. Jänner 2025 (Beginn 20.30 Uhr) statt, ebenfalls auf der Plattform Zoom. Auch bei diesem Treffen stehen Generalvikar Eugen Runggaldier, Maria Sparber und Gottfried Ugolini für Informationen rund um das Gutachten zur Verfügung.
- Austauschtreffen zum Gutachten über Missbrauch am 30. Jänner: https://us06web.zoom.us/j/81591451729
- Occasione di confronto sulla perizia sugli abusi il 31 gennaio: https://us06web.zoom.us/j/87155693558